INTRO
Nachdem ich auf Grund der Corona Vorschriften im März 2020 auf unbestimmte Zeit in’s Homeoffice geschickt wurde, habe ich mich von Woche zu Woche immer mehr darüber geärgert, die meiste Zeit des Tages im Sitzen zu verbringen. Der höhenverstellbare Schreibtisch im Büro war etwas, dass ich definitiv vermisst habe.
“Sitzen ist das neue Rauchen”
– James Levine
Zur Studienzeit war mir der höhenverstellbare Schreibtisch noch zu teuer. Als dann dank Vollzeit Job ein bisschen Geld rein kam, wurde die Idee immer mehr zum Plan. Ungefähr ein Jahr später stand dann ein Umzug in eine größere Wohnung an und ich konnte den Plan endlich umsetzen.
Hier nun also eine kurze Zusammenfassung des Aufbaus und zur Bearbeitung der Tischplatte:
Materialien
Nachdem ich jahrelang eine Ikea Tischplatte hatte, möchte ich nun definitiv echt Holz haben. Der Plan ist es ein möglichst günstiges elektrisches Gestell in schwarz zu finden und dazu eine echt Holz Tischplatte zu kaufen. Nachdem ich mich etwas auf Mydealz umgesehen habe und dort auf die Flexispot und Ergosmart Modelle als kostengünstige Varianten gestoßen bin, habe ich noch etwas recherchiert. Angeblich ist die Stabilität des Ergosmart wohl etwas besser. Aber gut, ich denke die beiden Modelle tun sich wirklich nicht allzu viel. Mit der Begründung, dass ich keine Querstrebe haben möchte, steht das Modell also fest:
Ich habe mir bereits im Vorhinein immer mal wieder diverse Gaming Setups und Workstations auf Youtube und Pinterest angesehen und somit eine ungefähre Vorstellung wie ich die Tischplatte haben wollte. Vermehrt wurden Arbeitsplatten für Küchenzeilen verwendet um eine preiswerte Holzoberfläche zu schaffen. Diese sind allerdings in der Regel nur 60cm tief. Da ich unbedingt viel Platz haben möchte fällt die Lösung für mich also weg.
Meine ungefähren Maßvorstellungen waren 180cm Länge, 80cm Tiefe und 3cm Dicke.
Nach Recherche bei den einschlägigen Baumärkten bin ich bei Bauhaus fündig geworden. Eine Holzplatte mit 200 x 80 x 2,7cm in Buche:
Ist mir eigentlich etwas zu hell, aber nach Rücksprache mit einem Tischler Kumpel von mir stand die Lösung dafür: Beizen. Um den Tisch dann noch vor Nässe und nervigen Wasserglasrändern zu schützen, muss die gebeizte Tischplatte noch versiegelt werden. Ich habe mich für Lack entschieden. Alternativen wären aber auch Hartwachs und Öl. Lack bietet laut meiner Recherche aber wohl die sicherste Option die auch wirklich wasserdicht ist. Außerdem kann man bei Lack auch nochmal kleine Stellen nachbessern die man angeschlagen hat o.ä.
Zusätzlich zur Beize und dem Lack brauche ich auch noch Pinsel und Vlies um den Boden zu schützen. Ganz ohne Spritzer kommt man sicherlich nicht aus. Mit Zeitungspapier mag es gehen, aber wenn die Beize da mal durchzieht hat man sicherlich schnell Flecken im Laminat.
Die ganze Liste an Materialien zur Holzbearbeitung ergibt sich also wie folgt:
- Beize 2x (Bauhaus) (Amazon)
- Lack (Bauhaus) (Amazon)
- Beizpinsel (Bauhaus) (Amazon)
- Lackpinsel (Bauhaus) (Amazon)
- Malervlies (Bauhaus) (Amazon)
Bearbeitung der Tischplatte
Als die Tischplatte dann angekommen ist muss sie natürlich erstmal noch bearbeitet werden um so auszusehen wie auf dem Bild im Intro. Nachdem ich mir mehrer Tutorials zur Bearbeitung angesehen habe, steht also folgender Ablauf:
Zunächst Abschleifen, dann Beizen und dann Lackieren:
Abschleifen
Das Abschleifen hat sich als recht simpel erwiesen, da die Tischplatte bereits sehr glatt bei mir angekommen ist. Mit einem Deltaschleifer habe ich die Oberfläche dann nur noch sehr sanft geschliffen. Etwas mehr Beachtung habe ich den Kanten und Ecken geschenkt. Beides habe ich leicht abgerundet um die Scharfkantigkeit zu nehmen und auch die Armablage etwas angenehmer zu gestalten.
Unbedingt darauf achten nicht zu viel abzutragen. Ich habe zunächst mit etwas gröberem Schleifpapier geschliffen und hatte das Gefühl, daraufhin Bahnen in die Tischplatte reingeschliffen zu haben. Das ist natürlich das Gegenteil von dem was man erreichen möchte. Die Platte war schon sehr eben. Also lieber erstmal rantasten bevor man zu viel abträgt. Außerdem am Besten immer mit der Maserung schleifen.
Beizen
Als die Platte dann fertig geschliffen war habe ich sie mit Unterstützung rein getragen und mich mit dem Beizen beschäftigt. Durch Tutorials habe ich dann allerdings herausgefunden, dass die Platte bevor man beizt einmal angenässt und dann erneut vorsichtig abgesschliffen werden soll. Das führt wohl zunächst dazu, dass die obersten Holzfasern sich beim trocken leicht aufstellen. Daraufhin kann man diese abschleifen. Der Prozess soll dazu führen, dass die Beize besser einzieht. Das habe ich dann allerdings in der Wohnung gemacht. Hat auch nicht mehr allzu stark gestaubt. Nach dem abschleifen sollte man die Platte aber unbedingt mit einem klammen Lappen abziehen um den Holzstaub zu entfernen.
Zum beizen habe ich die Beize dann nur noch in eine Schüssel gefüllt und mit dem Pinsel auf die Tischplatte aufgetragen. Hier sollte man zunächst die gesamte Platte gegen die Maserung und danach erneut mit der Maserung mit der Beize bestreichen. So erreicht man, dass die Oberfläche die Beize gut annehmen kann.
Lackieren
Nach dem die Beize vollständig über Nacht getrocknet ist, habe ich das Lackieren ausprobiert. Hier trägt man den Lack, anders als bei der Beize, immer in Richtung der Maserung auf. Nachdem man einen Teil der Platte eingestrichen hat, verstreicht man den Lack jedoch ohne viel neuen Lack am Pinsel zu haben, gegen die Maserung. Das sorgt dafür, dass sich der Lack auf der Platte gut verbindet und keine Lücken entstehen. Man versiegelt somit also die Platte mit und gegen die Maserung.
Nachdem die erste Lackschicht dann getrocknet ist, habe ich diese erneut abgeschliffen. Hier muss man allerdings extrem aufpassen nicht zu viel Lack abzutragen. Ich habe den Fehler gemacht die erste Lackschicht etwas dünn aufzutragen. Das hat beim ersten Versuch abzuschleifen dann dazu geführt, dass ich stellenweise etwas Beize wieder abgetragen habe. Nicht gut.
Am Besten also die erste Lackschicht ordentlich dick auftragen damit man keine Probleme beim ersten Abschleifen bekommt! Zum Schleifen habe ich hier erneut den Deltaschleifer genommen. Allerdings ohne Akku drin damit er etwas leichter ist. So habe ich ihn dann per Hand in Bahnen mit der Maserung über die Platte gezogen, danach nochmal mit der Hand geprüft ob raue Stellen über bleiben und diese einzeln mit der Maserung nachgebessert. Auch hier entsteht Staub der mit einem klammen Lappen abgezogen werden kann.
Sobald die Platte dann wieder vollständig trocken ist, kann die nächste Lackschicht aufgetragen werden. Je nachdem die glatt die Oberfläche werden soll kann man den ersten Schritt wiederholen und auch die zweite Schicht abschleifen um eine dritte Lackschicht aufzutragen.
Nachdem man die letzte Lackschicht aufgetragen hat ist man dann mit der Platte auch schon fertig!
Aufbau
Nun folgt der Aufbau. Hier habe ich zunächst so weit es ging das Gestell alleine aufgebaut. Das hat auch ziemlich gut funktioniert, bis ich die Teile zusammenschrauben wollte. Leider hatte mein Gestell einen Produktionsfehler. Ein Loch war ca 1cm fehlplatziert und passte so leider nicht mit den restlichen Bauteilen zusammen. Mit einer Bohrmaschine und etwas Geduld konnte ich das Loch aber so weit ausweiten, dass alles wieder zusammen gepasst hat. Sicherlich nicht ganz im Sinne des Herstellers und definitiv ärgerliche Mehrarbeit, aber zum Schluss hat es zumindest gepasst.
Neben der Stelle an der der Tisch in Zukunft stehen soll, habe ich das nun nicht mehr benötigte Malervlies ausgelegt und die Tischplatte dann mit Hilfe dort drauf gelegt. Das schützt die Platte während man das Gestell befestigt.
Das Gestell kann man nun auf die Platte stellen. Hier unbedingt aufpassen, dass man sich vorher überlegt hat wo oben an der Platte ist. Die schönere Seite sollte ja schließlich nicht später die untere sein. Sinnvoll ist es sicherlich auch sich zu überlegen welche Seite der Tischplatte die Front sein soll.
Nachdem ich dann erneut mit Hilfe das Gestell auf die liegende Platte gestellt habe, konnte ich das Gestell perfekt ausrichten. Das ausmessen und leichte verschieben um exakt die Mitte zu treffen hat einige Zeit gekostet. Das Gestell ist dafür ausgelegt bis zu 170cm ausgezogen zu werden. Somit würden bei meiner 2m Platte auf jeder Seite 15cm übrig bleiben. Ich habe 15,5cm über gelassen um etwas Luft zur Herstellerangabe zu haben. Im Nachhinein, hätte ich die Füße noch etwas weiter nach Innen gezogen. Meinen Tower PC habe ich nämlich per Halterung unter den Schreibtisch geschraubt. Die Halterung muss neben dem Fuß an der Außenseite montiert werden. Bei mir steht diese Halterung jetzt leider etwas über. Wenn man also vor hat so eine Halterung zu nutzen, am Besten so ~20cm vom Rand über lassen!
Nachdem das Gestell auf der Tischplatte ausgerichtet ist, werden alle Löcher markiert und anschließend vorgebohrt. Das Tischgestell lässt sich im Nachhinein festschrauben und schon ist das meiste geschafft.
Neben dem großen Gestell müssen noch der Trafo und die Bedieneinheit direkt an der Tischplatte befestigt werden. Den Trafo habe ich auf der künftig hinten liegenden Seite montiert und die Bedieneinheit mit ca. 20cm Abstand an der rechten Vorderseite. Zusätzlich habe ich eine lange Steckleiste mit 10 Steckdosen fest unter dem Tisch verbaut. Das hat sich auch als extrem nützlich erwiesen, denn ich habe nun keinen lästigen Kabelsalat und die einzigen beiden Kabel die von meinem Tisch wegführen sind das Stromkabel der Steckleiste und ein LAN Kabel.
Nun ist alles montiert. Noch etwas Kabelmanagement und der Tisch kann aufgestellt werden!
Equipment
Da ich die Bilder im aufgebauten Zustand mit allen Bildschirmen, etc. gemacht habe, hier eine kurze Liste meines Equipments:
- 34″ ultra wide screen monitor von MSI
- 21″ Touchscreen Monitor von Iiyama
- Monitor Halterung
- Yamaha HS5 – Studio Lautsprecher
- Akai MPK Mini MKII Midi Keyboard
- Logitech G915 Tastatur
- Logitech MX Master 3 Maus
- Behringer UMC 404HD Audio Interface
- MXL 770 Kondensatormikrofon
- Mikrofonarm
Fazit
Der Tisch sieht super aus und die Arbeit daran macht definitiv mehr Spaß als an meinem alten Ikea Tisch. Im Stehen zu arbeiten gibt einem mehr Abwechslung, was vor allem meinen Rücken schonen wird. Das einzige Problem ist, dass man es doch ab und zu vergisst und ich mich noch disziplinieren muss mich noch häufiger und vor allem länger hinzustellen.
Neben dem Stehen ermöglicht der Tisch aber auch etliche andere Positionen die Abwechslung für die Haltung ermöglichen. Ich knie mich z.B. auch häufig auf meinen Stuhl mit der Lehne nach vorn. Da der Tisch stufenlos verstellbar ist, alles kein Problem!
Der Aufbau verlief weitestgehend reibungslos und auch das Bearbeiten der Tischplatte hat Spaß gemacht. Bei der Planung habe ich mir zwar gewünscht, dass der Tisch so schön aussehen wird, damit gerechnet habe ich jedoch nicht.
Das einzige Problem war tatsächlich die Qualitätskontrolle des Tischgestells. Da muss unbedingt nachgebessert werden, da ich anscheinend nicht der einzige bin, der ein Gestell mit fehlplatzierten Löchern erhalten hat. Das Problem lies sich zum Glück beheben und der Tisch wird jetzt fast täglich genutzt.
Alles in allem ein echt cooles Projekt, welches (fast) genau so gelaufen ist wie ich es mir vorgestellt habe!